GIPFELBIWAK

Nach einem langen Tag am Berg, sitzen wir mit glühenden Gesichtern und müden Beinen auf dem Gipfel der Schöttelkarspitze. Um uns herum fegt eine kalte Briese und die Sonne versinkt langsam hinterm Horizont. Es tut gut in diesem Moment in die Augen eines Freundes zu schauen. Menschen mit denen ich Träumen kann, von denen gibt es heute nur noch sehr wenige. Mit einem Dosenbier in der Hand, blicken wir in die Ferne und erkennen den Wert unserer Freundschaft. Zweitausend Meter über dem Meeresspiegel teilen wir unsere Gedanken und erzählen uns von Dingen die wir uns so vielleicht niemals erzählt hätten.

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Es sind diese großen Berge die uns stimulieren, die unsere Seelen öffnen und die eine emotionale zwischenmenschliche Begegnung zulassen. In irgendeiner Spelunke mit dunklem Kneipenlicht wäre so etwas vielleicht nie passiert. Wir reden bis in die Dämmerung und beobachten das aufgehende Firmament. Der Abendstern funkelt am Himmel, aber schon nach kurzer Zeit kommen aus der Ferne dicke Wolken angeflogen und es beginnt zu regnen. Zügig kriechen wir unter unsere dünne Zeltplane, die wir einige Stunden zuvor aufgespannt hatten und fangen an zu kochen. Zurück zur Basis: Wandern, Essen, Schlafen – zumindest für zwei Tage. Das kleine Abenteuer hier am Fuße der Alpen ist eine spontane Auszeit vom Vollgas-Zeitalter. Erfrischend, spannend und wunderschön.

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GEDANKEN AN GRÖNLAND

Der Wind hat sich jetzt gelegt und noch lange schauen wir auf die wolkenverhangenen Gipfel der majestätischen Riesen die uns umzingeln. Alles, was man hören kann ist das Aufprallen der leichten Regentropfen auf unserer Zeltplane. Im Tal sehen wir die winzigen Lichter der Zivilisation, von denen wir uns zurückgezogen haben. Die Silhouette der Endlosigkeit versteckt sich hinter den wuchtigen Bergen. Auf jeden Berg folgt ein noch größerer. Auf einmal muss ich an Grönland, an die Menschen dort denken, die mit der Endlosigkeit und der Weite leben. Sie kennen nichts anderes als das weite unberührte Land und ihr Leben unterscheidet sich vehement von dem was wir täglich in unserer modernen Welt erleben. Geduldig und niemals gestresst verharren sie in einer naturbelassenen und stillen Welt. Die Zeit vergeht am Rande des Polarkreises langsamer und existiert in einer anderen Dimension. Genau wie jetzt hier, in dem Moment, in dem wir gerade gemeinsam auf dem Gipfel biwakieren, uns gegenseitig zuhören, warmherzig lachen und mit der Gelassenheit eines Grönländers das Privileg unserer gemeinsamen Zeit zelebrieren. Wir schwelgen in Erinnerungen und genießen die Unbeschwertheit zweier alter Freunde.

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MEHR ZEIT MIT FREUNDEN

Die Wanderung auf diesen Gipfel hat uns verwandelt. Jeder Schritt hier her hat nicht nur die Umgebung, sondern auch die eigene Empfindung verändert. Unser Blick ist klarer und unsere Freundschaft enger geworden. Zwischen Beruf, Familie und Freizeit brauchen wir alle wieder mehr von diesen kraftvollen Momenten mit echten Freunden und weniger ein Leben das nach den Uhren und Terminen getaktet ist. Ich genieße die Stille und die Freiheit am Gipfel. Am nächsten Morgen richte ich mich von meinem behaglichen Schlafsack auf und sehe wie schön dieser Tag ist. Die noch tiefstehende Sonne taucht die Dächer der Alpen in einen gelbroten Farbeimer. Überall dieses goldene Feuerwerk. Die Kronen der Berge reflektieren das warme Licht und die letzten Schatten der Nacht verschwinden. Die Aussicht manifestiert sich in unseren Augen und alles was bleibt ist unsere Freundschaft und die Erinnerung an diesen einzigartigen Gipfel-Moment.

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